Von-Scheliha-Straße

Rudolf von Scheliha, geb. 1897,

Legationsrat,

1942 hingerichtet,

Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus.

 

Am 31. Mai 1897 in Zessel (Schlesien) als Sohn eines Gutsbesitzers geboren, erlebte Rudolf von Scheliha den 1. Weltkrieg als Frontsoldat. Nach dem Krieg folgte ein Jurastudium, nach dessen Abschluß er 1922 in den Auswärtigen Dienst des Deutschen Reiches eintrat. Seit 1932 war Scheliha als Legationsrat an der Botschaft Warschau.
Hier entwickelte er eine zunehmend kritische Haltung
gegenüber der Nationalsozialistischen Herrschaft in Deutschland. Er fand gleichgesinnte Kollegen und Vorgesetzte an der Botschaft, pflegte enge Beziehungen zu deutschen Journalisten, die aufgrund der Rassengesetze nicht mehr für deutsche Zeitungen arbeiten durften, und wirkte in freimütigen Gesprächen auf deutsche Bekannte ein.

 

Bei Kriegsausbruch nach Berlin zurückgekehrt, wurde ihm die Leitung des Referates "Bekämpfung der feindlichen Greuelpropaganda" in der Informationsabteilung des Auswärtigen Amts übertragen. Dort nutzte er seine dienstlichen Möglichkeiten, um verfolgten polnischen Freunden die Flucht zu ermöglichen und ihre Habe zu retten.

 

Durch seine amtlichen Aufgaben gewann er tiefe Einblicke in das verbrecherische System des NS-Staates. Im Rahmen seiner dienstlichen Befassung mit "feindlicher Greuelpropaganda" zwang er die Gestapo durch ständige Anfragen nach dem Wahrheitsgehalt entsprechender ausländischer Zeitungs- und Rundfunkmeldungen zum Zugeben verbrecherischer Aktionen in den besetzen Gebieten. Bei seinen zahlreichen
Dienstreisen überbrachte er die Predigten des Bischofs Graf
Galen über die Ermordungen von Geisteskranken, Informationen über Vernichtungslager und Hitlers Befehl zur "Ausrottung" der europäischen Juden in das neutrale Ausland zur Weiterleitung an die Alliierten. Auch hat er an der Vorbereitung eines Staatsstreiches durch Suche nach

geeigneten Mitarbeitern unter Beschaffung von Geldmitteln für erste dringende Ausgaben nach einem Putsch mitgewirkt, vermutlich in Zusammenarbeit mit Beteiligten an der Verschwörung, die zum Aufstandsversuch vom 20. Juli 1944 führte.

 

Von all diesen konspirativen Tätigkeiten hat die Gestapo nie erfahren. Da er aber seine gegnerische Einstellung gegen den Nationalsozialismus nicht verbarg und sein Verhalten gegenüber der Gestapo und anderen staatlichen und Partei-Dienststellen diesen nicht erträglich war, mußte er ausgeschaltet werden. Die Gestapo nutzte die Aufdeckung der von ihr als "Kommunistische Spionageorganisation" bezeichneten "Roten Kapelle", um
Scheliha wahrheitswidrig der Zugehörigkeit
zu dieser Gruppe und der bezahlten Spionage
für die Sowjetunion zu bezichtigen.

 

Am. 29. Oktober 1941 wurde er verhaftet und in der Gestapo - Haft gefoltert. Das Reichskriegsgericht verurteilte Rudolf von Scheliha am 14.
Dezember wegen angeblichen Landesverrats zum
Tode; am 22. Dezember 1942 wurde er in Plötzensee durch den Strang hingerichtet. Aus den letzten Tagen und Minuten vor dem Tod sind folgende Äußerungen Schelihas zuverlässig überliefert:

 

- Ich habe keine Schuld an dem, wofür ich angeklagt bin,

- ich habe keinerlei Geldbeträge angenommen,

- ich sterbe reinen Herzens.

 

Er hinterließ eine Witwe und zwei minderjährige Töchter. Das Auswärtige Amt gedachte 50 Jahre nach dem Untergang des "Dritten Reiches" des ermordeten Diplomaten durch Anbringung einer Gedenktafel im Banner Dienstgebäude.